Oder: Sprechen, reden, streiten - für eine Gesprächskultur
Der Gesprächsbedarf ist groß; das Gequatsche ebenso. Um mit- und übereinander zu reden, also ein öffentliches Gespräch zu führen, bedarf es in Zeiten der dröhnenden Geräuschkulisse einer gewissen Ordnung. Moderation nannte man früher die Kunst der Gesprächsführung zum Zweck der Verständigung. Denn das ist nach wie vor das Ziel, auch wenn das gelegentlich in Vergessenheit geraten kann: zu verstehen, was ist und zu begreifen, womit man es eigentlich zu tun hat.
Das erfordert ein Mindestmaß an Kompetenz, souveränen Umgang damit und eine Qualität der Gedankenführung, damit die Rede Erkenntnis befördert und das Zuhören ein Vergnügen ist. Anders gesagt: die Gesprächspartner müssen gut ausgesucht und aufeinander abgestimmt werden. Denn eine Debatte ist nur so gut, wie das Zusammenspiel der Stimmen, sozusagen der intellektuelle Klang, in dem sich die Zuhörer mit eigenen Gedanken frei bewegen können. Wer jemals erlebt hat, dass die Sache, die es zu verhandeln gab, im falschen Ton sang- und klanglos untergegangen ist - sei es, dass die Teilnehmer sich nicht verstanden oder sich verzettelten, sei es, dass die Moderation versagte - weiß, was ihm entgangen ist und ahnt, worauf es ankommt: die passenden Gesprächspartner unter der geschickten Regie einer Moderation zu versammeln, die anregt und das Gespräch ohne Aufhebens und falsche Eitelkeit für die Zuhörer lebendig halten kann.
Wer etwas sagen will oder gar muss, sollte sich genau überlegen, ob sein Thema in einer Diskussionsrunde nicht weitaus besser aufgehoben ist als beispielsweise in den üblichen Stellungnahmen (Presseerklärung oder Facebook-Eintrag; Druckerzeugnis oder Website; Kundenbrief oder Wurfsendung) und er sein Anliegen genau dahin bekommt, wo es beim Publikum Interesse wecken und die Beschäftigung damit anregen kann: im Mittelpunkt des Diskurses. Zwar eignet sich nicht jedes Thema zur Debatte, aber viele lassen sich öffentlich behandeln, wenn man sie geschickt platziert. Das hilft bei der Meinungsbildung und unterstützt die eigene Interessenslage - legitime Mittel, seine Ziele an den Mann und die Frau zu bringen.
Im Gespräch zu bleiben heißt, zuerst in eines zu kommen: ein Thema finden und zuspitzen, einen Ort wählen, die Begleit-
umstände definieren, die Teilnehmer auswählen und einen Moderator bestimmen. Dann kann es losgehen und die Debatte
ist eröffnet.